137: KUNST & ANTIQUITÄTEN | SCHMUCK |
Erstes Los endet: 06.03.2024 - 10:00:00
Auktion beendet
Losnummer 2200 -
Auktion 137
BEDEUTENDER UND ÜBERAUS SELTENER HENKELKRUG DER REFORMATIONSZEIT, DATIERT 1501
Beschreibung
DEUTSCHE SCHULE, ZWEITE HÄLFTE 16. JH.
BEDEUTENDER UND ÜBERAUS SELTENER HENKELKRUG DER REFORMATIONSZEIT, DATIERT 1501
.
Holz, gedrechselt, Kreidegrund, Gold- und Schwarzlack, polychrome Bemalung, Zinnmontierung mit oben eingelassener silberner, satirischer Medaille des 16. Jh. H. 33,7 cm. Rückseitig datiert: '1501'. Partr. verschmutzt, kleinere Farbverluste auch im Inneren.
Die Bedeutung und der historische Hintergrund des außergewöhnlichen Kruges sind ungeklärt. Bei den rund umlaufend dargestellten Bildnissen in Halbfigur handelt es sich um Ritter mit Schwert, Hellebarde, Degen und Morgenstern. In der Mitte ist im oberen Bildfeld ein Wappen mit einem stilisierten Pferd, darunter ein Landgraf in Rüstung (?) mit Reichsapfel zu sehen. Rückseitig beugt sich ein Narr über die Jahreszahl 1501. Da die Rüstungen der Würdenträger und die im Deckel eingelassene Münze in die zweite Hälfte des 16. Jh. zu datieren sind, ist anzunehmen, dass der Wappenträger die Kanne möglicherweise in dieser Zeit in Auftrag gegeben hat, um an ein Ereignis von 1501 (Gründung, geschichtliches Ereignis) zu erinnern. Ungewöhnlich ist auch, dass die im Deckel ein gelassene und um 1580 zu datierende Silbermedaille, die 1545 zum ersten Mal nachgewiesen werden kann, die Konziliarität von Trient darstellt. Diese Medaille zeigt einen Kardinal und einen Papst, umgedreht jedoch, zeigt sie einen Dämon und einen Joker.'ECCLESIA PERVERSA TENET FACIEM DIABOLI': 'Die perverse Kirche hat das Gesicht des Teufels". "Perversa" ist ein Wortspiel, denn es bedeutet auch "völlig umkehren' 'SAPIENTES STULTI ALIQUANDO' (Die Weisen sind manchmal die Dummen.) 'Diese Spottmedaille aus der Reformationszeit wurde von einem Kreis von Personen geschaffen, die den reformatorischen Ideen Luthers nahe standen. Der Künstler, der hinter diesem Objekt steht, ist jedoch nicht bekannt. Sicher ist, dass er sie in der Mitte des 16. Jahrhunderts angefertigt haben muss. Zu dieser Zeit war die äußerst negative Darstellung der religiösen Opposition durch Spottmedaillen und entsprechende Drucke an der Tagesordnung. Da es sich um eine protestantische Spottmedaille handelt, waren der Papst, die Kardinäle und die katholische Kirche das Ziel der Propaganda. Die Vorderseite zeigt ein Papstgesicht mit Diadem, das sich, auf den Kopf gestellt, in eine Teufelsfratze verwandelt. Sowohl dieses Bild als auch die Inschrift auf der Vorderseite gehen direkt oder indirekt auf Aussagen und Veröffentlichungen Luthers zurück. Auf der Rückseite wurde die katholische Propaganda, die Luther als Narren darstellte, gegen die katholische Kirche selbst gerichtet. Dies wurde durch die Verwendung einer Drehung erreicht.' (Vgl. https://www.bavarikon.de/object/bav:SMM-OBJ-0000000000193859?view=meta) Zusammenfassend scheint der propagandistische Krug somit protestantischen Ursprungs zu sein, dessen Bedeutung möglicherweise auch als Kampfansage eines Kreises von Rittern und Landfürsten gegen die katholische Kirche, Kardinäle und das Papsttum zu werten ist. Herzlich danken wir Frau Dr. Michaela Schedl (Tübingen) für die hilfreichen und wichtigen Hinweise im Rahmen dieses Katalogbeitrages.
Provenienz: Südwestdeutsche Privatsammlung.
BEDEUTENDER UND ÜBERAUS SELTENER HENKELKRUG DER REFORMATIONSZEIT, DATIERT 1501
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Holz, gedrechselt, Kreidegrund, Gold- und Schwarzlack, polychrome Bemalung, Zinnmontierung mit oben eingelassener silberner, satirischer Medaille des 16. Jh. H. 33,7 cm. Rückseitig datiert: '1501'. Partr. verschmutzt, kleinere Farbverluste auch im Inneren.
Die Bedeutung und der historische Hintergrund des außergewöhnlichen Kruges sind ungeklärt. Bei den rund umlaufend dargestellten Bildnissen in Halbfigur handelt es sich um Ritter mit Schwert, Hellebarde, Degen und Morgenstern. In der Mitte ist im oberen Bildfeld ein Wappen mit einem stilisierten Pferd, darunter ein Landgraf in Rüstung (?) mit Reichsapfel zu sehen. Rückseitig beugt sich ein Narr über die Jahreszahl 1501. Da die Rüstungen der Würdenträger und die im Deckel eingelassene Münze in die zweite Hälfte des 16. Jh. zu datieren sind, ist anzunehmen, dass der Wappenträger die Kanne möglicherweise in dieser Zeit in Auftrag gegeben hat, um an ein Ereignis von 1501 (Gründung, geschichtliches Ereignis) zu erinnern. Ungewöhnlich ist auch, dass die im Deckel ein gelassene und um 1580 zu datierende Silbermedaille, die 1545 zum ersten Mal nachgewiesen werden kann, die Konziliarität von Trient darstellt. Diese Medaille zeigt einen Kardinal und einen Papst, umgedreht jedoch, zeigt sie einen Dämon und einen Joker.'ECCLESIA PERVERSA TENET FACIEM DIABOLI': 'Die perverse Kirche hat das Gesicht des Teufels". "Perversa" ist ein Wortspiel, denn es bedeutet auch "völlig umkehren' 'SAPIENTES STULTI ALIQUANDO' (Die Weisen sind manchmal die Dummen.) 'Diese Spottmedaille aus der Reformationszeit wurde von einem Kreis von Personen geschaffen, die den reformatorischen Ideen Luthers nahe standen. Der Künstler, der hinter diesem Objekt steht, ist jedoch nicht bekannt. Sicher ist, dass er sie in der Mitte des 16. Jahrhunderts angefertigt haben muss. Zu dieser Zeit war die äußerst negative Darstellung der religiösen Opposition durch Spottmedaillen und entsprechende Drucke an der Tagesordnung. Da es sich um eine protestantische Spottmedaille handelt, waren der Papst, die Kardinäle und die katholische Kirche das Ziel der Propaganda. Die Vorderseite zeigt ein Papstgesicht mit Diadem, das sich, auf den Kopf gestellt, in eine Teufelsfratze verwandelt. Sowohl dieses Bild als auch die Inschrift auf der Vorderseite gehen direkt oder indirekt auf Aussagen und Veröffentlichungen Luthers zurück. Auf der Rückseite wurde die katholische Propaganda, die Luther als Narren darstellte, gegen die katholische Kirche selbst gerichtet. Dies wurde durch die Verwendung einer Drehung erreicht.' (Vgl. https://www.bavarikon.de/object/bav:SMM-OBJ-0000000000193859?view=meta) Zusammenfassend scheint der propagandistische Krug somit protestantischen Ursprungs zu sein, dessen Bedeutung möglicherweise auch als Kampfansage eines Kreises von Rittern und Landfürsten gegen die katholische Kirche, Kardinäle und das Papsttum zu werten ist. Herzlich danken wir Frau Dr. Michaela Schedl (Tübingen) für die hilfreichen und wichtigen Hinweise im Rahmen dieses Katalogbeitrages.
Provenienz: Südwestdeutsche Privatsammlung.
Details
Losnummer | 2200 |
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Künstler | DEUTSCHE SCHULE, ZWEITE HÄLFTE 16. JH. |
Folgerechtsabgabe | Nein |
Schätzpreis von | 15000 |
Standort
Standort: Deutschland, 40210