Auktion beendet

Losnummer 110 - Auktion 140
'BAHNHOF TAUTENHAIN, FRÄULEIN KRASSELT MIT POSTKARRE' (1958)

Preisvorstellung

50.000,00 EUR

Anzeige Ende: 18.07.2024 - 09:00:00
Beschreibung
CONRAD FELIXMÜLLER
1897 Dresden - 1977 Berlin


'BAHNHOF TAUTENHAIN, FRÄULEIN KRASSELT MIT POSTKARRE' (1958)

Öl auf Leinwand. 90 x 95 cm (R. 97,5 x 102,5 cm). Unten mittig signiert 'C. Felixmüller'. Verso: Rückseitig signiert 'Conrad Felixmüller', betitelt 'Ankunft des Arbeiterzuges (Winterabend in Tautenhain', bez. 'WN: 1391, 1958' sowie mit alten Klebeetiketten bez. Part. min. mit Craquelé. Rahmen. 

Literatur: Spielmann 1391; u.a. Vesper 1989, Farbabb. 46, S. 193 (siehe auch Ausstellungen).

Provenienz: Rheinische Privatsammlung.

Ausstellungen:
- Berlin 1973, 'Conrad Felixmüller. Ausstellungen seiner Malereien von 1913-1973', Kat.-Nr. 46, bez. 'Arbeiterzug mit Postfrau';
- Dresden/Rostock/Berlin 1975/76, Kat.-Nr. 79;
- Schleswig/Düsseldorf/Braunschweig/Halle, 1990/91, Kat.-Nr. 74, Farbabb. S. 174;
- Chemnitz/Bietigheim-Bissingen/Hamburg, 'Conrad Felixmüller- Zwischen Kunst und Politik', Kunstsammlungen Chemnitz-Museum Gunzenhauser, 25.11.2012-07.04.2013., Kat.-Nr. 165, Abb. S. 213.


Infolge der Luftangriffe über Berlin im Jahr 1944 wurde sowohl die Wohnung als auch das Atelier von Conrad Felixmüller zerstört und veranlasst ihn und seine Frau Londa Berlin zu verlassen. Sie ziehen nach Tautenhain, südlich von Leipzig, wo sie auf Vermittlung des Freundes und Mäzenen Hanns-Conon von der Gabelentz, der von 1945 bis 1969 Direktor des Lindenau-Museums Altenburg war, bis zu ihrer Rückkehr nach Berlin 1961 eine alte Scheune beziehen.
Während seiner Zeit in Tautenhain widmet sich Felixmüller auch weiterhin einer realistischen Malerei, in deren Mittelpunkt seiner Darstellungen der Mensch und seine unmittelbaren Lebens- und Arbeiterverhältnisse stehen. Das Gemälde 'Bahnhof Tautenhain, Fräulein Krasselt mit Postkarre' greift ein ebensolches Motiv auf, das Felixmüller in einem Brief folgendermaßen beschreibt:

"Und 1958 gemalt - ists die alte Postfrau von Tautenhain, die ihren gelben Postkarren durch den in der Dämmerung blau leuchtenden Schnee schiebt. Während der Arbeiterzug Rauch und Dampf in den frostklaren Winterhimmel stösst, strömt die Masse der Industriearbeiter ihrem Heimen zu: es ist dies das tägliche Leben zwischen Acker und Kohlewerk, Handwerkerstube und Stall, samt Tieren und Kindern, was hier die Bilder Felixmüllers füllt." (Felixmüller an Hellmuth Heinz (1960), zit. n. Ausst.-Kat. Chemnitz 2012, S. 172-173)

Die feinen Nuancen seiner Valeurs, wie in der Darstellung des Winterhimmels oder der schneebedeckten Wege, und die harmonische Komposition erwirken eine einfühlende Perspektive auf die Arbeiter. Bereits seit den frühen 1920er Jahren widmet sich Felixmüller der Thematik der arbeitenden Bevölkerung, wie seine Darstellungen von Kohleberg- und Hochofenarbeitern zeigen. Diese Auseinandersetzung mit Motiven aus dem Arbeitermilieu wird auch nach 1945 in seinen Werken fortgeführt. Im Fokus seines Interesses steht das Schicksal dieser Menschen und ihre Anerkennung als Individuen und nicht als Teil einer anonymen Masse industrieller Produktionsprozesse. Felixmüllers Darstellungen sind dabei weder heroisierend noch anklagend, sondern bewahren stets einen empathischen Blick:

"Die menschliche Seite, der Humanismus meiner Malerei, ist weniger die Anklage - als vielmehr das Mit-Empfinden. Ich weiss was Proletariersein ist; ich kenne die Schufterei in Dreck und Schweiss von Kindheit an - und was es heisst wie bis ins wohlige ausgeschlafen zu sein. [.] immer müssen in Schweiss und Dreck schwerste Lasten getragen werden - und die sie tragen, denen gilt meine tiefste, dankbare Bewunderung. Mitgefühl und Mit-Wissen!" (Felixmüller an Hellmuth Heinz (1960), zit. n. Ausst.-Kat. Chemnitz 2012, S. 172]

Das aus einer rheinischen Privatsammlung stammende Gemälde Conrad Felixmüllers erscheint erstmals auf dem Auktionsmarkt. Es ist ein Schlüsselwerk aus der Schaffensperiode seiner realistischen Malerei und zeigt auf eindrucksvolle Weise die malerische Qualität seines Spätwerks.
Details
Losnummer 110
Künstler CONRAD FELIXMÜLLER
Folgerechtsabgabe 1
Schätzpreis von 50000
Standort
Standort: Deutschland, 40210

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