MODERNE & ZEITGENÖSSISCHE KUNST |
Erstes Los endet: 01.06.2024 - 10:00:00
Los ist verkauft
Losnummer 484 -
Auktion 140
'KREUZ' (C. 1950/51)
Voraussichtliche Aufrufzeit
Los ist verkauft
Verkaufspreis
29.000,00 EUR
Beschreibung
JOSEPH BEUYS
1921 Krefeld - 1986 Düsseldorf
'KREUZ' (C. 1950/51)
Bronze, mit dunkelbrauner Patina. L. 19,5 cm, B. 12,5 cm, Gew. 0,625 kg. Rückseitig mehrfach Prägungen in Form eines Kreuzes. Minimalst mit Oxidationsspuren.
Provenienz: Ehlen Collection, Bonn.
In der einschlägigen Literatur wird die Bronze 'Kreuz (ca. 1950/51)' in der Sammlung Museum Kurhaus Kleve bislang als einzige bekannte Fassung in einer öffentlichen Sammlung geführt. Vergleiche die Literatur zum Exemplar in Kleve, u.a.:
- 'Kreuz Zeichen. Religiöse Grundlagen im Werk von Joseph Beuys', Ausst.-Kat. Aachen/Ratingen 1985/1986, Kat.-Nr. 13, Abb. Nr. 15, S. 24., S. 104.
- 'Das Kreuz als Universalzeichen bei Joseph Beuys', hrsg. v. Wouter Kotte, Ursula Mildner, Stuttgart 1986, o.S.;
- 'Joseph Beuys. Skulpturen und Objekte', Ausst.-Kat. Martin-Gropius Bau, Berlin 1988, Hrsg. v. Heiner Bastian, Abb. S. 121, Kat.-Nr. 7, S. 232;
- Ausst.-Kat. 'Getlinger photographiert Beuys 1950 - 1963', hrsg. v. Dumont Buchverlag, anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Städtischen Museum Kalkar (14. Oktober - 11. November 1990), Kalkar 1990, Abb. S. 31;
- 'Mein Rasierspiegel - Von Holthuys bis Beuys', hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 - 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 294f, Abb. S. 238, Nr. 2.38;
- 'Joseph Beuys. Werklinien', bearb. v. Valentina Vlasic, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (1. Mai - 4. September 2016), Kleve 2016, S. 274, Abb. S. 188, Nr. 32.
Joseph Beuys wird 1921 in Krefeld geboren. Seine Jugendzeit verbringt er in Kleve und erlebt eine katholische Erziehung. Seinen Plan, ein Medizinstudium zu beginnen verwirft er mit dem Entschluss, sich 1941 freiwillig zum Militär zu melden. Er absolvierte eine Ausbildung zunächst als Bordfunker und schließlich zum Sturzkampflieger. 1944 wird Beuys über der Krim abgeschossen. Der Absturz und die darauffolgende Zeit der Heilung inspirierten ihn zu einer Legende, die seine Hinwendung zu den Materialien Fett und Filz begründen soll. Zurück in der Heimat beginnt er 1947 sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf. Er besucht die Bildhauerklasse zunächst bei Josef Enseling und schließlich bei Ewald Mataré, zu dessen Meisterschülern er ab 1952 zählt.
Das Kreuzmotiv nimmt eine zentrale Stellung im Werk von Joseph Beuys ein. Es bildet ebenso wie die Arbeiten aus Filz und Fett einen wichtigen Ansatzpunkt, um seine Theorie des Plastischen sowie den erweiterten Kunstbegriff zu verdeutlichen (vgl. Horst 1998). Beuys wandte sich während seiner Studienzeit an der Düsseldorfer Kunstakademie den zentralen Themen der Christusfigur und dem Motiv des Kreuzes zu. Hierbei wird der Einfluss seines Lehrers Ewald Mataré deutlich, der zu dieser Zeit zahlreiche kirchliche Aufträge annimmt, an denen Beuys mitwirkt, darunter das Südportal des Kölner Doms und das Westfenster des Aachener Doms.
Das hier vorgestellte Kreuz in Bronze stammt aus der ersten Werkphase von Joseph Beuys, in der eine Reihe von plastischen Arbeiten entsteht, darunter Handkreuze, Vortragekreuze, Grabmale mit Kreuzen und 1958 das Kreuz für das Büdericher Ehrenmal sowie zahlreiche Zeichnungen.
Bislang gilt das Bronze-Kreuz aus dem Jahr 1950/1951, das sich als Dauerleihgabe von der Familie Fritz Getlinger in der Sammlung Museum Kurhaus, Kleve befindet, als einzig bekanntes Exemplar in einer öffentlichen Sammlung. Neben der Fassung in Bronze befindet sich ebenfalls ein Gipsabguss in der Klever Sammlung.
Die hier erstmals auf dem Auktionsmarkt präsentierte Fassung des Kreuzes stammt aus der rheinischen Privatsammlung Dr. Ehlen in Bonn. Das Bronze-Kreuz zeigt den Korpus Christi als Kreuz ausgebildet, ohne sichtbar dahinterliegende Balken. Der Körper mit seinen ausgestreckten Armen und den leicht seitlich abgebogenen Beinen verleiht der Figur eine leicht schwebende Erscheinung, die das Motiv der Auferstehung zeigt. Der seitlich nach oben geneigte Kopf unterstreicht den aufstrebenden Charakter der Darstellung. Das Zeichen auf der Brust ähnelt der Darstellung einer Taube, wie sie Beuys für den auferstehenden Christus bei dem Grabmal für Gerhard und Maria van der Grinten im Jahr 1961 wählt. Die eingekerbten Linien können als Gewandlinien gedeutet werden. Auf der Rückseite des Bronze-Kreuzes lassen sich im Bereich des Kopfes, des Herzens und den Beinen eingeprägte Zeichen in Form eines Kreuzes erkennen. In der Literatur wird das Bronze-Kreuz als Schmuckkreuz für ein Taufbecken bezeichnet (Vgl. Kotte/Mildner 1986, S. 36).
Beuys frühe Auseinandersetzungen mit den Christusdarstellungen ist der "Versuch, sich an das spirituelle Ganze erst mal von dieser Seite heranzutasten, das einem [.] von der Tradition her geläufig ist. [.] Ich habe versucht, handwerklich zu prüfen, ob es überhaupt noch eine Möglichkeit gibt, so etwas darzustellen. [.] Dieses Experiment erschöpft sich schon um 1954 herum. Da ist das eigentlich schon zu Ende. Und da wird mir klar, daß über diesem abbildenden Weg mit dieser Christusfigur das Christliche selbst nicht zu erreichen ist. Jedenfalls nicht durch mich. [.] Aber wir war klar, daß ich methodisch viel weiter ausholen muss." (Joseph Beuys (1984), zit. n. Mennekes 1996).
Das Kreuzmotiv wandelt sich von einem christlichen Verständnis in seinem Frühwerk zu einem energetischen Universalzeichen in der nachfolgenden Kunst von Joseph Beuys.
Wir danken Valentina Vlasic für die freundliche Auskunft.
1921 Krefeld - 1986 Düsseldorf
'KREUZ' (C. 1950/51)
Bronze, mit dunkelbrauner Patina. L. 19,5 cm, B. 12,5 cm, Gew. 0,625 kg. Rückseitig mehrfach Prägungen in Form eines Kreuzes. Minimalst mit Oxidationsspuren.
Provenienz: Ehlen Collection, Bonn.
In der einschlägigen Literatur wird die Bronze 'Kreuz (ca. 1950/51)' in der Sammlung Museum Kurhaus Kleve bislang als einzige bekannte Fassung in einer öffentlichen Sammlung geführt. Vergleiche die Literatur zum Exemplar in Kleve, u.a.:
- 'Kreuz Zeichen. Religiöse Grundlagen im Werk von Joseph Beuys', Ausst.-Kat. Aachen/Ratingen 1985/1986, Kat.-Nr. 13, Abb. Nr. 15, S. 24., S. 104.
- 'Das Kreuz als Universalzeichen bei Joseph Beuys', hrsg. v. Wouter Kotte, Ursula Mildner, Stuttgart 1986, o.S.;
- 'Joseph Beuys. Skulpturen und Objekte', Ausst.-Kat. Martin-Gropius Bau, Berlin 1988, Hrsg. v. Heiner Bastian, Abb. S. 121, Kat.-Nr. 7, S. 232;
- Ausst.-Kat. 'Getlinger photographiert Beuys 1950 - 1963', hrsg. v. Dumont Buchverlag, anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Städtischen Museum Kalkar (14. Oktober - 11. November 1990), Kalkar 1990, Abb. S. 31;
- 'Mein Rasierspiegel - Von Holthuys bis Beuys', hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 - 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 294f, Abb. S. 238, Nr. 2.38;
- 'Joseph Beuys. Werklinien', bearb. v. Valentina Vlasic, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (1. Mai - 4. September 2016), Kleve 2016, S. 274, Abb. S. 188, Nr. 32.
Joseph Beuys wird 1921 in Krefeld geboren. Seine Jugendzeit verbringt er in Kleve und erlebt eine katholische Erziehung. Seinen Plan, ein Medizinstudium zu beginnen verwirft er mit dem Entschluss, sich 1941 freiwillig zum Militär zu melden. Er absolvierte eine Ausbildung zunächst als Bordfunker und schließlich zum Sturzkampflieger. 1944 wird Beuys über der Krim abgeschossen. Der Absturz und die darauffolgende Zeit der Heilung inspirierten ihn zu einer Legende, die seine Hinwendung zu den Materialien Fett und Filz begründen soll. Zurück in der Heimat beginnt er 1947 sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf. Er besucht die Bildhauerklasse zunächst bei Josef Enseling und schließlich bei Ewald Mataré, zu dessen Meisterschülern er ab 1952 zählt.
Das Kreuzmotiv nimmt eine zentrale Stellung im Werk von Joseph Beuys ein. Es bildet ebenso wie die Arbeiten aus Filz und Fett einen wichtigen Ansatzpunkt, um seine Theorie des Plastischen sowie den erweiterten Kunstbegriff zu verdeutlichen (vgl. Horst 1998). Beuys wandte sich während seiner Studienzeit an der Düsseldorfer Kunstakademie den zentralen Themen der Christusfigur und dem Motiv des Kreuzes zu. Hierbei wird der Einfluss seines Lehrers Ewald Mataré deutlich, der zu dieser Zeit zahlreiche kirchliche Aufträge annimmt, an denen Beuys mitwirkt, darunter das Südportal des Kölner Doms und das Westfenster des Aachener Doms.
Das hier vorgestellte Kreuz in Bronze stammt aus der ersten Werkphase von Joseph Beuys, in der eine Reihe von plastischen Arbeiten entsteht, darunter Handkreuze, Vortragekreuze, Grabmale mit Kreuzen und 1958 das Kreuz für das Büdericher Ehrenmal sowie zahlreiche Zeichnungen.
Bislang gilt das Bronze-Kreuz aus dem Jahr 1950/1951, das sich als Dauerleihgabe von der Familie Fritz Getlinger in der Sammlung Museum Kurhaus, Kleve befindet, als einzig bekanntes Exemplar in einer öffentlichen Sammlung. Neben der Fassung in Bronze befindet sich ebenfalls ein Gipsabguss in der Klever Sammlung.
Die hier erstmals auf dem Auktionsmarkt präsentierte Fassung des Kreuzes stammt aus der rheinischen Privatsammlung Dr. Ehlen in Bonn. Das Bronze-Kreuz zeigt den Korpus Christi als Kreuz ausgebildet, ohne sichtbar dahinterliegende Balken. Der Körper mit seinen ausgestreckten Armen und den leicht seitlich abgebogenen Beinen verleiht der Figur eine leicht schwebende Erscheinung, die das Motiv der Auferstehung zeigt. Der seitlich nach oben geneigte Kopf unterstreicht den aufstrebenden Charakter der Darstellung. Das Zeichen auf der Brust ähnelt der Darstellung einer Taube, wie sie Beuys für den auferstehenden Christus bei dem Grabmal für Gerhard und Maria van der Grinten im Jahr 1961 wählt. Die eingekerbten Linien können als Gewandlinien gedeutet werden. Auf der Rückseite des Bronze-Kreuzes lassen sich im Bereich des Kopfes, des Herzens und den Beinen eingeprägte Zeichen in Form eines Kreuzes erkennen. In der Literatur wird das Bronze-Kreuz als Schmuckkreuz für ein Taufbecken bezeichnet (Vgl. Kotte/Mildner 1986, S. 36).
Beuys frühe Auseinandersetzungen mit den Christusdarstellungen ist der "Versuch, sich an das spirituelle Ganze erst mal von dieser Seite heranzutasten, das einem [.] von der Tradition her geläufig ist. [.] Ich habe versucht, handwerklich zu prüfen, ob es überhaupt noch eine Möglichkeit gibt, so etwas darzustellen. [.] Dieses Experiment erschöpft sich schon um 1954 herum. Da ist das eigentlich schon zu Ende. Und da wird mir klar, daß über diesem abbildenden Weg mit dieser Christusfigur das Christliche selbst nicht zu erreichen ist. Jedenfalls nicht durch mich. [.] Aber wir war klar, daß ich methodisch viel weiter ausholen muss." (Joseph Beuys (1984), zit. n. Mennekes 1996).
Das Kreuzmotiv wandelt sich von einem christlichen Verständnis in seinem Frühwerk zu einem energetischen Universalzeichen in der nachfolgenden Kunst von Joseph Beuys.
Wir danken Valentina Vlasic für die freundliche Auskunft.
Details
Losnummer | 484 |
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Künstler | JOSEPH BEUYS |
Folgerechtsabgabe | 1 |
Schätzpreis von | 20000 |